Informationen rund um das Pucken

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Beim Pucken handelt es sich um eine sehr alte Wickeltechnik, bei der Du dein Baby in den ersten Monaten fest in ein Tuch einbindest. Wie es funktioniert, was es bringen soll und warum es auch kritische Stimmen gibt, lest Ihr im nachfolgenden Ratgeberartikel.


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Beim Pucken wickelst Du dein Neugeborenes ganz fest in ein Tuch, um die Bewegungsmöglichkeiten einzuschränken. Allgemein wird dieses Eingrenzen als hilfreich angesehen und soll dem Baby die Geborgenheit geben, die es aus dem Bauch der Mutter kennt. Es soll darüber hinaus auch schlaffördernd sein, da durch das Einpacken der sogenannte Moro-Reflex verhindert wird, der zu unkontrollierten Zuckungen führt und das Baby aufwecken könnte.

Insgesamt wird die Wirkung vom Pucken vor allem von Experten aber sehr intensiv diskutiert, eine klares Ja oder Nein zum Pucken ist schwierig zu finden. So sind einige Ärzte der Meinung, dass man den beruhigenden Effekt zunächst gar nicht erzielt, da sich die Säuglinge zu Beginn gegen die Enge wehren und erst mit der Zeit damit aufhören, so dass es gerade zu Beginn zu einem erhöhten Stresspegel führt.

Wickeltechnik beim Pucken

Wer sein Kind einwickeln möchte, sollte sich von einer Hebamme oder einem Kinderarzt beraten und anleiten lassen. Es gibt natürlich auch im Internet einige Anleitungen zur Wickeltechnik mit einem beliebigen Tuch. Hier gibt es beispielsweise eine sehr kurze Anleitung:

https://youtu.be/6xgnVr09BTs

Wie man sieht, benötigt man ein wenig Übung, dann kann es aber sehr zügig gehen. Noch einfacher geht es mit einem sogenannten Pucksack, der speziell dafür konzipiert wurde. Das Einwickeln der Kleinen geht damit sehr schnell und Du musst dich in die Technik nicht erst reinfuchsen.

 

Was sagen Experten zum Pucken?

Es gibt durchaus kritische Stimmen, die vom Pucken abraten. Der Düsseldorfer Kinder- und Jugendarzt Dr. Hermann Josef Kahl erklärt beispielsweise gegenüber Baby und Familie:

„Wir Ärzte sehen immer wieder Kinder in unseren Praxen, die so eng gewickelt sind, dass sie zum Schreien gar nicht richtig Luft holen können.“

[…]

„Es gibt keinen Grund, die Methode zu empfehlen.“ Schließlich wisse man doch gar nicht, ob sich das Baby wirklich wohlfühlt oder etwa nur aus Frust aufhöre zu weinen.

[…]

Vor allem aber fürchtet er, dass das Pucken den natürlichen Bewegungsdrang bremst. „Die Motorik wird über das Gehirn gesteuert. Es ist ein Lernprozess, den man fördern, nicht unterdrücken sollte.“

Im Gegenzug sagt er aber auch, dass das Pucken im Einzelfall helfen kann, dass Schreibabys besser durchschlafen. Für ihn ist die Art und Weise, sowie die Häufigkeit von großer Bedeutung. „Ich habe nichts dagegen, wenn das Kind mal gut eingewickelt auf dem Bauch der Mutter oder des Vaters liegt.“ Wichtig sei nur, das Baby immer im Auge zu haben.

Viele Hebammen halten dagegen und sind der Meinung, dass es nicht generell schlecht ist, sondern viele Eltern die Sache einfach zu pauschal oder falsch angehen. Frau Christiane Schwarz äußert sich in einem längeren Interview mit der Süddeutschen Zeitung auf die Fragen nach der Auswirkung und ob sie es jeder Mutter raten würde, zum Beispiel wie folgt:

„Es reduziert Unruhe und Kälte. Das ist mit dem Gefühl vergleichbar, wenn Sie jemand fest in den Arm nimmt und liebevoll hält. Im Grunde ist Pucken eine liebevolle Idee, auf keinen Fall soll es bestrafen oder Zwang ausüben.“

[…]

„Ich probiere es zumindest bei jedem Baby aus. Man merkt es an der Reaktion, wenn man es an den Füßen und am Kopf mit den Händen berührt – das Bedürfnis nach Umschließung ist im Grunde eine Suche nach der Begrenzung durch den Uterus. Ein Baby, das jedoch entspannt im Bett liegt, Arme und Beine weit von sich gestreckt, hat vermutlich eher kein Bedürfnis danach. Wenn es sich herauswinden würde, würde ich so ein Kind niemals einwickeln.“

Vor- und Nachteile

Vorteile
  • Schutz und Geborgenheit wie im Mutterleib
  • Unterbindung vom Moro-Reflex
  • Verlängerung der Tiefschlafphasen
  • Besonderer Halt bei unruhigen Babys und Frühchen
  • Hilfreich bei unreifem Nervensystem
Nachteile
  • Nerven können bei zu engem Pucken abgeklemmt werden
  • erhöhtes Risiko von Hüftdysplasien (Fehlstellung der Hüfte)
  • bei zu langem Liegen Gefahr der Abplattung vom Hinterkopf
  • an heißen Tagen Gefahr der Dehydrierung und Überhitzung
  • nicht genug Raum zum tiefen Luftholen und Schreien

Wie lange pucken?

Der häufigste Grund von Eltern, die sich für das Pucken entscheiden, ist der bereits eingangs erwähnte Moro-Reflex, durch den die Neugeborenen unkontrolliert zucken und aufwachen. Dieser Reflex tritt in den ersten 3-5 Monaten auf, was auch die maximal empfohlene Dauer für das Pucken ist.

Spätestens sobald die Kleinen anfangen, sich zu bewegen und beispielsweise auf den Bauch zu drehen, sollte Pucken keine Option mehr sein. Es besteht die Gefahr, dass sich die Babys durch das feste einwickeln zwar anfangen zu drehen, aber nicht mehr zurück drehen können. Außerdem benötigt dein Nachwuchs auch mehr Platz zum Strampeln und Bewegen, dies sollte man nicht durch zu enges Wickeln unterbinden. Hier empfiehlt sich dann eher der Einsatz eines Babyschlafsacks, der Bestandteil der Baby Erstausstattung sein sollte.

Ist Pucken empfehlenswert oder nicht?

In wie weit es nun empfehlenswert ist oder auch nicht, lässt sich abschließend nicht zu 100% klären, die Gegenstimmen von Experten sind aber da. Man sollte aber auch dieses Thema nicht nur schwarz/weiß betrachten und pauschalisieren, schließlich ist jedes Baby anders und hat andere Bedürfnisse. In Studien wurde bereits nachgewiesen, dass das Wickeln von unruhigen Säuglingen den benötigten Halt geben kann, für Geborgenheit sorgt und vor allem dem Nachwuchs helfen kann, der Schwierigkeiten beim Einschlafen hat.

Auch Frau Schwarz äußert im Interview mit der SZ, dass es keine pauschale Antwort gibt, sondern man den Einzelfall betrachten muss:

„Das muss jeder für sich entscheiden. Ich bin keine Freundin von Dogmen und handhabe es auch in der Praxis so. Das heißt: Mit liebevoller Zuwendung und gesundem Menschenverstand angewandt, ist Pucken eine Möglichkeit, ein Kind zu beruhigen – vorausgesetzt, dass das Kind es annimmt. Wir müssen uns aber darüber im Klaren sein, dass es nur ein Ersatz ist für etwas Anderes, sehr Wichtiges: die Geborgenheit am Körper der Mutter.“

Gerade die angesprochene Geborgenheit am Körper der Mutter wird immer wieder von Experten angesprochen, die eher zu einem Tragetuch raten, um die Geborgenheit zu schaffen.

Wichtig ist: Wer puckt, sollte dies natürlich dosiert und nur zu bestimmten Zeiten machen. Zu bestimmten Zeiten heißt, dass Du das Baby nur zum Schlafen pucken solltest und nicht zwischendurch, weil Du es ruhig stellen möchtest.

 

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